Schlehdorf: SPD-Bildungspolitiker für Erhalt der Mädchenrealschule

03. August 2012

Schon Mitte Juli hatten ehemalige Schülerinnen dazu aufgerufen, der Schließung der Mädchenrealschule in Schlehdorf entgegenzutreten. Der SPD-Kreisverband Weilheim-Schongau hatte sich dem Aufruf angeschlossen. Mit Hilfe von Dominic R. Scales (SPD-Kreisrat) wurde Martin Güll (MdL, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag und bildungspolitischer Sprecher der BayernSPD-Landtagsfraktion) gewonnen, nach Schlehdorf zu kommen und sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Parallel hierzu verschaffte sich Christian Lory (neu gewählter SPD-Kreisvorsitzender Weilheim-Schongau) erste Eindrücke bei der Mahnwache am 30. Juli zusammen mit Heidi Hoffmann (Elternbeiratsvorsitzende Schlehdorf).

Güll in Schledorf 02

Als „beeindruckend“ und „bewundernswert“ bezeichnete Lory die Veranstaltung. Bei dem vereinbarten Treffen in Schlehdorf mit der Schulleitung, den Elternbeiräten, SPD- Kommunalpolitikern stellte Martin Güll fest, dass weder die Elternbeiratsvorsitzende Heidi Hoffmann noch der Schulleiter Manfred Illitz oder der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Ludwig Utschneider, eine plausible Erklärung für die Notwendigkeit der kürzlich beschlossenen Schließung auf Raten geben. "Für mich ist die Öffnung für Mädchen in der benachbarten neuen Murnauer Realschule nur ein Vorwand. Hätten das Kloster oder die Erzdiözese wirklich ernsthaftes Interesse am Fortbestand der Schule, hätten sie selbst über eine Öffnung der Mädchenrealschule für Buben nachdenken und dann die Entwicklung in Ruhe abwarten können", so fasste Martin Güll das Gespräch in der Schlehdorfer Realschule zusammen. In einem anschließenden Hintergrundgespräch mit Kommunalpolitkern der SPD aus den verschiedenen Landkreisen und Gemeinden im Fischerwirt teilte Lory mit Freude mit: „Der Stadtrat Penzberg hat ja aufgrund der SPD-Fraktion schon die Resolution gegen die Schließung vorangebracht“, was Thomas Keller (SPD–Penzberg; Bildungsbeauftragter des Stadtrats) bestätigte.

Im Weiteren wurde dann schon deutlicher, welche wirklichen Motive hinter der Schließung der Schule stecken könnten. "Offen wird in Schlehdorf gemunkelt, dass die Sinn-Stiftung des deutschlandweit bekannten Hirnforscher Gerald Hüther Interesse an den Klostergebäuden haben könnte", berichtete Martin Güll. Bisher betreibe die Sinn-Stiftung innerhalb des Klosterareals nur den Aktivhof-Schlehdorf, einen "Ort der Potentialentfaltung", wie auf dessen Homepage zu lesen sei. Laut Internetbeschreibung sei der Aktiv-Hof Schlehdorf "eine Zukunftswerkstatt für viele anstehende gesellschaftliche Prozesse im Bereich Bildung, Pädagogik und Wirtschaft". "An sich eine tolle und interessante Sache“, wie Güll findet. Da der Pachtvertrag mit der Erzdiözese für den Schulbetrieb offensichtlich demnächst auslaufe, böten sich natürlich für neue Nutzer des Klosters hervorragende Chancen. "Das ist alles nicht verwerflich und sogar nachvollziehbar. Ich finde nur, die vielen engagierten Eltern und Lehrkräfte und die von ihrer Schule so begeisterten Schülerinnen haben ein Recht darauf, die wahren Hintergründe für die Schulschließung zu erfahren", fordert Güll gemeinsam mit den Kommunalvertretern seiner Partei.

Güll hält es für unabdingbar, dass sich der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, auf dessen Gebiet die Schule liegt, intensiv mit den Konsequenzen der drohenden Schulschließung auseinander setzt. Die über hundert Schülerinnen aus diesem Landkreis müssten eigentlich, so Güll, in einer kreiseigenen staatlichen Realschule untergebracht werden.

Das Problem einfach den Nachbarlandkreisen aufzubürden, die ihre eigenen Schlehdorfer Schülerinnen unterbringen müssen, könne ja wohl nicht die letzte Lösung sein. "Wenn man die Herkunft der Schülerinnen genau unter die Lupe nimmt, könnte leicht ein Ergebnis sein, dass es sich für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen lohnen könnte, in die Trägerschaft der Schule mit einzusteigen und so eine Überlebenschance zu schaffen. Man muss als Landkreis schon mehr anbieten als nur neue Gespräche des Kultusministeriums mit der Erzdiözese zu fordern", spielt Güll auf die Resolution des Kreistags an. Etwaige Petitionen von Eltern und Schülerinnen an den Bayerischen Landtag, die sich für den Erhalt der Schule einsetzen, werde die SPD-Landtagsfraktion vehement unterstützen.

Auf dem Bild (v.l.n.r.)

  • Sophie Meier, Benediktbeuern, SPD Gemeinderätin und 3. Bürgermeisterin, Kreisrätin Bad Tölz-WOR
  • Dominic R. Scales, Hohenpeißenberg, SPD Kreisverband Weilheim-Schongau, stellvertr. Kreisvorsitzender, Kreisrat WM-SOG
  • Thomas Keller, stellv. Vorsitzender OV Penzberg, SPD Stadtrat, Bildungsbeauftragter
  • Christian Lory, Peiting, Kreisvorsitzender SPD Kreisverband Weilheim-Schongau
  • MdL Martin Güll, Vorsitzender des Bildungsausschusses
  • Günter Tochtermann, Kochel a. See, SPD Gemeinderat und 3. Bürgermeister
  • Paul Lehmann, SPD Kreisverband TÖL-WOR, stellvertr. Kreisvorsitzender
  • Bernhard Schülein, Schlehdorf-Unterau, SPD OV Kochel, stellvertr. Vorsitzender
  • Konrad Wohlfahrt, Unterau
  • Monika Hoffmann-Sailer, Kochel a. See, Gemeinderätin, Kreisrätin TÖL-WOR, stellv. Fraktionssprecherin

Teilen