Vor über hundert Teilnehmern berichtete der Afghanistan-Experte, ehemalige Oberstarzt der Bundeswehr und Gründer der Kinderhilfe Afghanistan Dr. Reinhard Erös über Fluchtursachen und deren Bekämpfungsmöglichkeiten. Das Besondere an den Ausführungen von Erös sind ist seine langjährige praktische Erfahrung über seine Hilfe und Hilfsorganisation vor Ort.
Der vom SPD-Kreisverband Weilheim-Schongau am Donnerstag, 7. April 2016 in der Weilheimer Stadthalle veranstaltete Vortrag „Warum fliehen Menschen aus Afghanistan? - Über Fluchtursachen und deren Bekämpfungsmöglichkeiten“, war packend, aufrüttelnd und erschütternd zugleich.
Maryam Benzadi, stellvertretende Kreisvorsitzende, begrüßte Dr. Erös mit den Worten "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!" Wie wichtig Information zu diesem Thema ist sieht man daran, dass jeder 10. Asylbewerber aus Afghanistan kommt, so Benzadi. Horst Martin, 2. Bürgermeister in Weilheim, begrüßte die Veranstaltung: "Ich erhoffe mir Hinweise zu den Fluchtursachen und eine weitere Stärkung des ehrenamtlichen Engagements."
Dr. Erös führte dann aus, dass die Ursachen der Probleme in Afghanistan bis auf den Zusammenbruch des Schah-Regimes in Persien und dem 14-jährigen Krieg nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen zurückgehen. Und bis heute kommt das Land nicht aus der Krise. Die Sicherheitslage in Afghanistan ist weiterhin sehr instabil. Gewaltkriminalität in Stadt und Land mit vielen Entführungen und auch die Zahl von Anschlägen sind hoch. Korruption und Misswirtschaft wird auch unter dem neuen Präsidenten nicht eingedämmt. Besorgniserregend sind der wieder rückläufige Schulbesuch in den dörflichen Regionen, fehlende Möglichkeiten für eine Berufsausbildung und die extrem hohe Arbeitslosigkeit. Das alles lässt die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit wachsen. Jedoch konnte die Kinderhilfe Afghanistan ihre Arbeit auch in den letzten Jahren ohne wesentliche Einschränkungen fortsetzen, vor Allem den Unterricht an allen von ihr erbauten Schulen für ca. 65.000 Kinder mit 1.600 Lehrern aufrechterhalten. Erös kritisierte in seinem Vortrag die z.T. fehlgeleitete Entwicklungshilfe. Jedoch seien die Überweisungen von Afghanen aus Deutschland sehr hilfreich. Den deutschen militärischen Afghanistan-Einsatzes als erfolgreich zu bewerten hält Erös für krass falsch. Besonders tragisch sei in Bezug auf die letzten Militäreinsätze der US-Luftangriff auf das Krankenhaus von "Ärzte ohne Grenzen" in Kundus gewesen. "Wenn Nato-Flugzeuge unsere Kinder in Krankenhäusern umbringen, was bleibt uns dann noch, außer das Land zu verlassen?" habe der Vater einer dort verbrannten Tochter geklagt.