Information statt Demonstration – syrische Schriftsteller im Exil berichten

23. Januar 2015

Podium Syrien

Das war die richtige Veranstaltung zum richtigen Zeitpunkt: Auf Einladung des SPD-Kreisverbandes und des Islamischen Forums Penzberg berichteten zwei Syrer über das Leben in ih-rer Heimat und Hintergründe der Flucht. Etwa 150 Zuhörer konnten sich so selbst ein Bild machen, was es heißt, verfolgt und zur Flucht gezwungen zu werden.

„Seit den Anschlägen in Paris ist noch keine Ruhe eingekehrt in die Moschee in Penzberg“, so Gönül Yerli, Vize-Direktorin des Islamischen Forums in Penzberg, beim Grußwort. Medienanfragen und Anrufe besorgter Bürger von früh bis spät.

Dies zeigt, wie wichtig solche Dialog-Veranstaltungen sind.

In ihren einleitenden Worten schloss sich Maryam Benzadi, stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD an: „Die Würde des Menschen ist unantastbar – aber in Syrien und anderswo wird sie mit Füßen getreten. Möglicherweise können wir hier daran nichts ändern, aber wir können hinschauen. Wir wollen heute eine Brücke bauen, uns Menschen in Syrien vertrauter machen, indem wir ihnen Stimme und Gesicht geben“, so Benzadi.

Im Folgenden stellte die Vize-Präsidentin des PEN und Beauftragte für das PEN-Projekt „Writers in Exile“, Franziska Sperr, aus dem Landkreis Starnberg dieses Programm vor, das 1999 ins Leben gerufen wurde und derzeit acht Schriftstellern einen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht. Zwei von ihnen sind die anwesenden Journalisten aus Syrien, Amer Matar und Yamen Hussein.

Daraufhin trug Larissa Bender aus Köln, Syrien-Tutorin der Deutschen Gesell-schaft für Internationale Zusammenarbeit eine Kurzgeschichte aus dem von ihr übersetztem "Dunkle Wolken über Damaskus" der syrischen Autorin Dima Wannous vor: In dem Buch geht es um das Leben der Menschen in einem korruptem System unter einer alles beherrschenden Diktatur. Die Geschichten machen deutlich, warum es letzten Endes zur Revolution gekommen ist.

Der nachfolgende Text "Eine Leiche legt Zeugnis ab" von Amer Matar fokus-siert die Zeit ab Beginn der Revolution 2011. Matar berichtet danach auf dem Podium weiter. Von seiner Verhaftung und der Folter, die ihm selbst wieder-fuhr, und von seinem bis heute vermisstem Bruder. Er fasste die Situation wie folgt zusammen: „Das syrische Volk ist immer noch konfrontiert mit Angriffen regimetreuer Militärs einerseits und Attacken des IS und der Nusra-Front an-dererseits. Wir hätten nicht gedacht, dass Assad sich so lange halten würde. Je brutaler die Angriffe Assads, desto mehr Zuläufer haben IS und Nusra. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich 2015 noch in Deutschland sein würde.“

Zwischen den von Bender gedolmetschten Berichten von Yamen Hussein, al-lein wegen kritischer Berichte im Internet von den Geheimdiensten in Syrien verfolgt, wurden zwei Kurzfilme von Amer Matar gezeigt. Eindrückliche Bilder, die in einem mehr als nur Verständnis für die Situation der Menschen in Syrien wecken.

Abschließend ruft Larissa Bender dazu auf, hinzuschauen und die hier an-kommenden Flüchtlinge gut zu behandeln. Gönül Yerli hofft, dass die Demo-kratie in Deutschland erhalten bleibt, in Abgrenzung zu dem, was aus Syrien berichtet wird und ruft zu einem weiterhin guten Miteinander in Penzberg auf.

Die ganze Woche über thematisierten die Medien das Attentat in Paris. Aber woanders sterben täglich sehr viel mehr Menschen. Ziel der Veranstaltung war es unter anderem, für die Menschen in Syrien und die hier ankommenden Flüchtlinge mehr Verständnis und Mitgefühl zu gene-rieren. Dieses Ziel wurde erreicht, so der Tenor der Teilnehmer nach der Ver-anstaltung.

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